Bildungsprozesse sind kumulativer Natur, d. h. frühere Bildungsphasen strukturieren den Optionsraum für spätere Bildungsprozesse im Lebensverlauf eines Menschen sowie die langfristigen Erwerbs- und Lebenschancen. Dadurch können (a) aus frühen Ungleichheiten im Lebensverlauf große Bildungs- und Teilhabeungleichheiten entstehen, (b) sich Ungleichheiten über den Lebensverlauf verfestigen und (c) Ungleichheiten beim Bildungserwerb in alle anderen Lebensbereiche ausstrahlen und dort weitere Ungleichheiten erzeugen. Die Untersuchung der Entstehung sozialer Ungleichheiten im Bildungserwerb und dessen Verwertung bedarf daher der Berücksichtigung lebensphasen- und bildungsinstitutionenübergreifender Bildungsprozesse. Zudem werden individuelle Bildungsprozesse durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, die von keiner Einzeldisziplin allein angemessen abgebildet und in den Blick genommen werden können. Insofern erfordert ihre Erforschung eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Forschenden unterschiedlicher Disziplinen (z. B. aus der Erziehungswissenschaft, Ökonomie, Psychologie, Soziologie, aber auch der Politikwissenschaft oder Philosophie bei bildungspolitischen bzw. normativen Fragen).