SGS

Das Bildungssystem in Afghanistan steht vor vielfältigen Herausforderungen. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit unterstützte im Auftrag des Auswärtigen Amtes drei Modellschulen in Kabul dabei, diesen zu begegnen. Ziel war es, durch Aus- und Weiterbildung des Lehrpersonals die Bereitstellung von modernen Unterrichtsmaterialien sowie der Verbesserung der Infrastruktur vor Ort die Lernbedingungen deutlich zu verbessern und zu normalisieren. Ein Teilaspekt dieses Projektes war es, mit einem effizienten, transparenten und fairen Verfahren potenziell besonders begabte Schüler*innen unter den Bewerbungen für die Modellschulen zu identifizieren. In der Abteilung Bildung und Entwicklung des DIPF wurden zu diesem Zweck Aufgaben zur Erfassung der Arbeitsgedächtniskapazität und der allgemeinen kognitiven Fähigkeiten entwickelt. Zusätzlich wurden – in Kooperation mit Prof. Dr. Samuel Greiff an der Universität Luxemburg – Aufgaben zur Erfassung der komplexen Problemlösefähigkeit erstellt. Diese Aufgaben wurden am Zentrum für technologiebasiertes Assessment des DIPF als computerbasierte Aufgaben im CBA ItemBuilder implementiert. Damit konnten Auswahlverfahren ohne äußere Einflussnahme durchgeführt und automatisch ausgewertet werden. Die Ergebnisse halfen der Bildungsadministration vor Ort dabei, eine geeignete Auswahl für die Zusammensetzung der Schüler*innenschaft zu treffen. Bei der Entwicklung der Testaufgaben lag die größte Herausforderung in der kulturellen und sprachlichen Anpassung des Aufgabenmaterials und der technischen Realisierung der computerbasierten Präsentation und Auswertung.

TeaCop

Lehrkräfte hatten während der COVID-19-Pandemie eine besondere Verantwortung. Mit den Schulschließungen im März 2020 mussten sie sich abrupt auf noch nie dagewesene Formen des Fernunterrichts einstellen und ihre Schüler*innen beim Lernen in der häuslichen Umgebung bestmöglich unterstützen. Die TeaCop-Studie untersuchte, wie gut Lehrkräften die Bewältigung der pandemiebedingten Herausforderungen gelang. Als Merkmale der erfolgreichen Bewältigung wurden sowohl das Wohlbefinden der Lehrkräfte als auch die Qualität ihres Unterrichts während der Pandemie berücksichtigt. Außerdem wurde untersucht, welche individuellen und kontextbezogenen Faktoren die Unterschiede in der erfolgreichen Anpassung der Lehrkräfte erklären. Dafür wurde auf Daten der DFG-geförderten Längsschnittstudie COACTIV-expeRt zurückgegriffen.

Projektziele

Ziel des Projektes ist es, die Unterrichtsqualität und das berufliche Wohlbefinden von Lehrkräften während der Pandemie zu erforschen. Dabei interessiert uns, welche Eigenschaften von Lehrkräften mit einer erfolgreichen Bewältigung der Herausforderung der COVID-19-Pandemie zusammenhängen. Die vorhandenen Längsschnittdaten ermöglichen es uns, Veränderungen von Unterrichtsqualität und Wohlbefinden zu beschreiben und langfristige Einflussfaktoren zu erkennen.

Virtuelle Forschungsumgebung für die Historische Bildungsforschung

Ziel des Projekts „Virtuelle Forschungsumgebung für die Historische Bildungsforschung mit Semantischer Wiki-Technologie (Semantic MediaWiki for Collaborative Corpora Analysis: Semantic CorA)“ war die Entwicklung einer virtuellen Forschungsumgebung (VFU) auf Basis von Semantic MediaWiki (SMW) für die kollaborative Analyse von umfangreichen digitalisierten Textkorpora und deren exemplarische nachhaltige Einbettung in die Fachcommunity der Historischen Bildungsforschung. Zudem wurde eine mögliche Nachnutzung der Anreicherungs- und Analysearbeiten der Forschenden sowie langfristig eine infrastrukturelle Distribution der VFU (Semantic CorA) in andere Disziplinen mit Community-Building angestrebt.

TIDES

Im Rahmen einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderten Studie wird in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Basel (FHNW), der Universität Fribourg und dem Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung der Universität Tübingen der Öffnungsgrad der Schulsysteme in Deutschland und der Schweiz und der Einfluss sozialer Disparitäten beim Übergang in die postobligatorische Ausbildung untersucht.

Das deutsche wie auch das schweizerische Schulsystem sind durch Übergänge gegliedert, an denen Lernende einen Schultyp verlassen und in anschließende Bildungsangebote übertreten. Der Übergang von der obligatorischen Schule in die postobligatorische Ausbildung ist in besonderer Weise bedeutsam, da hier individuelle Berufsbiografien vorentschieden werden. Befunde zu diesem Übergang zeigen jedoch, dass dieser sozial selektiv ist. Das Forschungsprojekt untersuchte den Übergang in postobligatorische Ausbildungswege bezüglich des Öffnungsgrades einzelner Schulsysteme, hinsichtlich allfälliger Effekte sozialer Disparitäten sowie unter dem Aspekt der Bedeutung der von den Lernenden eingebrachten Anstrengungsinvestitionen bzw. Interessenprofile. Hierfür wurde eine Stichprobe von insgesamt etwa 4.000 Schüler*innen aller Schulformen Mitte der neunten Jahrgangsstufe in drei unterschiedlichen Schulsystemen (Kanton Basel-Stadt, Kanton Deutschfreiburg, Baden-Württemberg) getestet. Die Studie basierte auf drei Stichproben der neunten Klassenstufe: zwei in der Schweiz (Kanton Basel-Stadt und Deutschfreiburg) und eine in Deutschland (Baden-Württemberg). Die zu erwartenden Befunde ermöglichten, aktuelles Steuerungswissen zur strukturellen Gestaltung des Übergangs von obligatorischen in postobligatorische Ausbildungsgänge zu erweitern. Ebenfalls eröffnten sie die Möglichkeit, allfällig bestehende Nutzungsprofile von Heranwachsenden zu entdecken und deren bildungsbiografischen Bedeutung zu analysieren.

iLearn

Das Projekt iLearn beschäftigte sich mit den Wirksamkeitspotenzialen einer computerbasierten Lernverlaufsdiagnostik für die Förderung der Leseentwicklung von Kindern mit Leseschwäche. Die Lernverlaufsdiagnostik ist ein Werkzeug, das es Lehrkräften ermöglicht, den Lernverlauf ihrer Schüler*innen in regelmäßigen Zeitabständen abzuschätzen. Es konnte bereits wiederholt gezeigt werden, dass durch den Einsatz von Lernverlaufsdiagnostik in Klassenverbänden die individualisierte Förderung zunimmt und das Erlernen des Lesens begünstigt wird. Im Projekt iLearn wurden spezifisch Kinder mit Leseschwäche begleitet. Zusätzlich nahm iLearn auch die kognitiven Fähigkeiten dieser Kinder in den Fokus und untersuchte, ob die Lernverlaufsdiagnostik auch bei Kindern mit früher Mehrsprachigkeit zu einer genaueren Einschätzung der Leseleistung und zu einer besseren Förderung führte.

enorM

Als ein Projekt im Rahmen des „Wissenschaftsjahrs 2022 – Nachgefragt!“ gliederte sich enorM in eine Mobilisierungsphase und eine Interaktionsphase, an denen das Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale jeweils unterstütztend und beratend durch die LERN-Koordinationsstelle beteiligt war.

Während der Mobilisierungsphase sammelte das Projekt Fragen und Ideen von Schüler*innen zum Lernen in der Zukunft: An mehreren Schulen vor Ort, über eine breite Social-Media-Kampagne und insbesondere über die Website lernen-von-morgen.de.

Beim online stattfindenden „Schüler*innen-Camp #lernenvonmorgen“ am 2. April 2022 wurden die eingereichten Fragen gemeinsam mit interessierten Schüler*innen gegliedert und gewichtet.

In der sich anschließenden Interaktionsphase traten die Schüler*innen in den Austausch mit Forschenden, trafen sie online im Rahmen von „Book a Question“-Sessions, diskutierten mit ihnen bei einem Hackathon und produzierten eine eigene Podcastreihe.

In Zusammenarbeit mit einer Agentur wurde außerdem ein Computerspiel – ein digitaler Escape Room – entwickelt, der Kindern und Jugendlichen noch einmal einen ganz anderen Zugang zum Lernen der Zukunft ermöglicht. Auch hieran beteiligten sich Schüler*innen: Bei einem Workshop mit der Agentur entwickelten sie die Spielidee mit und gaben im Laufe der Produktionszeit Feedback zu Testversionen. Das Computerspiel enthält u. a. Visualisierungen der Diskussionen zwischen Schüler*innen und Forschenden sowie die Podcastfolgen. Es ist auf der Website lernen-von-morgen.de über den Projektzeitraum hinaus verfügbar.

Das Projekt dient dem Austausch und dem Transfer von Erfahrungen aus der Bildungspraxis in die Forschung. Darüber hinaus geht es darum, mit neuen Präsentations- und Veranstaltungsformaten neue Wege in der Wissenschaftskommunikation zu gehen.

Bildungsbericht

Die nationale Bildungsberichterstattung liefert alle zwei Jahre eine empirische Bestandsaufnahme des deutschen Bildungswesens auf der Grundlage von Indikatoren zum frühkindlichen Bereich bis zur Weiterbildung.

Mit ihrer evaluativen Gesamtschau des deutschen Bildungswesens wenden sich die Bildungsberichte an unterschiedliche Zielgruppen in Bildungspolitik, Bildungsverwaltung und Bildungspraxis, in Wissenschaft und Ausbildung sowie an eine breite an Bildungsfragen interessierte Öffentlichkeit. Insbesondere geht es darum, die verfügbaren Daten und Befunde aus amtlichen Quellen sowie sozialwissenschaftlichen Erhebungen zu systematisieren, im Blick auf übergreifende Fragestellungen zu (re-)analysieren und in ihren gesellschaftlichen Auswirkungen und Erträgen zu interpretieren. Kern der Bildungsberichterstattung ist ein überschaubarer, systematischer, regelmäßig aktualisierbarer Satz von Indikatoren, d. h. einer Kombination statistischer Kennziffern, die jeweils für ein zentrales Merkmal von Bildungsprozessen bzw. einen zentralen Aspekt von Bildungsqualität stehen. Die Weiterentwicklung von Indikatoren unter Aufnahme verbesserter, erweiterter oder neuer Datengrundlagen stellt einen integrierten Bestandteil der Bildungsberichterstattung dar.

Ziel der nationalen Bildungsberichterstattung für Deutschland ist es, Leistungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen des deutschen Bildungssystems zu benennen und damit bedeutsame Übergänge und Schnittstellen im Bildungswesen ins Blickfeld zu rücken. Der Bericht bietet Bildungspolitik und Administration Unterstützung bei ihren Steuerungsaufgaben, trägt wesentlich zur Transparenz aktueller Entwicklungen im Bildungsbereich bei und schafft eine wichtige Diskussionsgrundlage für Bildungspolitik und Öffentlichkeit.

AKTeur

Zentrales Ziel von AKTeur war die Schaffung eines interdisziplinären Kooperationsnetzwerks und einer breiten technologischen Basis zur automatischen Kodierung von freien Textantworten in vielfältigen Szenarien. Zur Erreichung dieses Zieles wurde ein interdisziplinäres Kooperationsnetzwerk gegründet, bestehend aus Psycholog*innen, Pädagog*innen und Informatiker*innen.

Im Rahmen des Projekts sollten beispielhaft für zwei Anwendungsfälle aus der Kompetenzdiagnostik entsprechende Forschungsarbeiten durchgeführt werden. Dabei kamen unter anderem Verfahren der automatischen Sprachverarbeitung zum Einsatz. Um eine automatische Auswertung zu ermöglichen, wurden für die Kompetenzdiagnostik häufig geschlossene Antwortformate, z. B. multiple-choice, verwendet. Dies hatte allerdings den Nachteil, dass Informationsverluste bereits im Vorfeld infolge der Kategorisierung unvermeidlich waren. Im Gegensatz dazu ermöglichten freie Textformate eine elaborierte und inhaltsvalide Messung von Kompetenzen sowie die Einschätzung mehrerer Facetten eines Schreibproduktes. Die automatische Kodierung offener Antworten konnte zudem abgestufte Bewertungen (partial credit) sowie Konfidenzwerte bzw. die Gewichtung einzelner Bewertungen zur Verfügung stellen.

MINT-ProNeD

Der Bildungserfolg hängt stark von den individuellen Lernvoraussetzungen von Schüler*innen ab – insbesondere in den MINT-Fächern. Adaptiver Unterricht, der explizit die individuellen Voraussetzungen berücksichtigt und personalisierte Lernmöglichkeiten bietet, gilt als vielversprechendes didaktisches Konzept, um produktiv mit Heterogenität umzugehen. Digitale Technologien unterstützen Lehrkräfte darin, adaptiven Unterricht effektiv zu gestalten, da sie ihnen innovative Möglichkeiten der Diagnostik und Differenzierung bereitstellen.

Trotz zahlreicher Leuchtturmprojekte im Bereich digitaler Bildung zeichnen sich bisherige Initiativen in der Lehrkräftebildung oft durch eine geringe Flächendeckung, eine unzureichende phasenübergreifende Kooperation und eine geringe Fachspezifität aus. Daher ist eine zentrale Fragestellung des Projektverbunds MINT-ProNeD: Wie können Lehrkräfte qualifiziert und gut ausgebildet werden, um digital gestützten adaptiven Unterricht zu realisieren?

Das Verbundvorhaben MINT-ProNeD hat die Etablierung eines integrativen Gesamtkonzepts für die MINT-Lehrpersonenbildung zum Ziel: in drei interdisziplinären und phasenübergreifenden Netzwerken (Fortbildungen, Unterrichtsentwicklung und -beratung, Future Innovation Hub) und einem querliegenden Arbeitsbereich Translation und Dissemination.

Bildungserwerb benachteiligter Kinder und Effekte von Unterstützungsangeboten

Kern des Projekts ist eine groß Panelbefragung, die “Corona und Du” (CoDu)- Studie. Diese untersucht den Bildungserwerb sozial-benachteiligter Kinder und Jugendlicher und Möglichkeiten zur Bewältigung der Folgen der Covid-19 Pandemie. Neben regelmäßigen Befragungen von Kindern unterschiedlicher Altersgruppen und deren Eltern wird mittels zweier Randomized Contol Trials (RCTs) untersucht , a) wie sich die Bereitstellung kostenloser E-Book-Reader für Kinder auf deren Leseverhalten und Leseleistungen auswirkt und b) ob Online Nachhilfe für Jugendliche aus SGB II-Familien ein geeignetes Instrument darstellt, um möglich Ungleichheiten in den Covid-19-bedingten Bildungslücken auszugleichen.