ViFoNet

Übergeordnetes Ziel ist die forschungsbasierte Erstellung, Durchführung, Evaluation und Dissemination von videobasierten Fortbildungskonzepten und -modulen zum digital gestützten Unterrichten in den beteiligten Fächern Deutsch, Deutsch als Zweitsprache, Englisch, Französisch, Spanisch, Geographie, Wirtschaft und Chemie (mit Schwerpunkt Fachsprache) sowie zum übergreifenden Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung. Für die Module werden Aufgabenformate mit Unterrichts- und Erklärvideos zur Nutzung digital gestützter Unterrichtsressourcen im Fachunterricht erstellt und als effektive, praxisorientierte Fortbildungselemente eingesetzt. Dies geschieht in kontinuierlicher Absprache mit Praxisverantwortlichen der Lehrkräftefortbildung.

Das Projekt ist Teil der “lernen:digital Transferstelle“.

Bildungsforschung an der Universität Münster

Die Bildungsforschung an der Universität Münster zeichnet sich durch die enorme fachliche Breite einer Volluniversität aus, die gleichzeitig einer der größten Standorte für Lehrkräftebildung in Deutschland ist. Sie basiert auf einer konsequenten interdisziplinären Vernetzung bildungswissenschaftlicher und fachdidaktischer Forschung. Dort angesiedelte Projekte weisen ein hohes Maß an Praxisnähe auf, was forschungsseitig mit der systematischen Analyse von Transfer- und Implementationsprozessen verbunden wird. Die Vernetzung bildungswissenschaftlicher und fachdidaktischer Forschung über Fächer- und Fachbereichsgrenzen hinweg wird durch das Zentrum für Lehrkräftebildung (ZLB) koordiniert. Ziel der Bildungsforschung an der Universität Münster ist die Erforschung der Grundlagen allgemeinen und fachbezogenen Lernens und Lehrens, die Entwicklung evidenzbasierter Konzepte und Initiativen zur Nutzbarmachung von Bildungspotenzialen, deren Evaluation und Transfer.

Wichtige Arbeiten und Angebote:

  • Grundlagen des Lernens und Lehrens: Die Grundlagen des allgemeinen und fachbezogenen Lernens und Lehrens wird in vielfältigen Projekten durch die Bildungswissenschaften und Fachdidaktiken erforscht.
  • Entwicklung und Evaluation von Bildungsangeboten: In der vollen Breite des Spektrums fachlicher Bildungsziele werden innovative Konzepte und Materialien zur Förderung von Kompetenzen entwickelt.
  • Transfer: Charakteristisch für eine Vielzahl von Projekten ist die enge Kooperation mit schulischen Praxispartner*innen und der Fokus auf Transfer und Implementation evidenzbasierter, innovativer Konzepte. Unterstützt wird diese Forschung durch eine Infrastruktur, die mehrere Videoportale, Praxis- und Lehr-Lernlabore sowie Kooperationen mit Fortbildungsplattformen umfasst.
  • Fortbildung: Die Dissemination erfolgt nicht zuletzt über Fortbildungsangebote, die ihrerseits Gegenstand von Transfer- und Implementationsforschung sind. Die Bildungsforschung an der Universität Münster kooperiert dazu mit der Bezirksregierung Münster, dem Landesinstitut QUA-LiS und dem Schulministerium NRW, beispielsweise in Form des Landeskompetenzzentrums für individuelle Förderung (lif).
  • Lehrkräftebildung: Forschungsaktivitäten beziehen sich nicht zuletzt auf das Feld der Lehrkräftebildung, in dem das Kompetenzspektrum sowohl das fachliche, fachdidaktische und pädagogische Professionswissen als auch motivationale, volitionale und soziale Bereitschaften und Fähigkeiten umfasst.

E-ADAPT

Seit mehr als 20 Jahren zeigen internationale Vergleichsstudien, dass viele europäische Schüler*innen nicht über die grundlegenden Kompetenzen verfügen, die sie benötigen, um voll an der Gesellschaft teilzuhaben.

Daher ist der Leitgedanke des E-ADAPT-Projekts das Ideal eines adaptiven Unterrichts, der alle Lernenden gleichermaßen dabei unterstützt, ihr volles Potenzial zu erreichen, was in Ländern wie Estland und Finnland bereits zunehmend Realität wird.

Im Rahmen des E-ADAPT-Projekts werden regelmäßige Expert*innentreffen organisiert, Videodokumentationen über adaptiven Unterricht in zahlreichen europäischen Ländern erstellt, ein Manifest über adaptives Lehren und Lernen erarbeitet und verfügbare Methoden und Technologien zusammengestellt und wissenschaftliche Studien durchgeführt.

KISS-Pro

Sprache spielt eine zentrale Rolle für das Lernen in der Schule – sowohl als kommunikative Voraussetzung, als auch als Lernmedium und Lernziel. Gleichzeitig stellt sie aber auch eine zentrale Heterogenitätsdimension dar. Lehrkräften fehlt allerdings häufig die Zeit, um Schüler:innen mit ganz unterschiedlichen sprachlichen Lernbedürfnissen individuell in ihrem sprachlichen Kompetenzerwerb zu unterstützen. Der Einsatz neuer digitaler Technologien, wie zum Beispiel KI-basierter Systeme, bietet im Kontext von Teilhabe und Chancengerechtigkeit die Möglichkeit, der sprachlichen Heterogenität der Lernenden konstruktiv zu begegnen. 

Anwendungen der natürlichen Sprachverarbeitung (Natural Language Processing, NLP) wie zum Beispiel ChatGPT oder DeepL entwickeln sich gegenwärtig extrem dynamisch und haben zuletzt große Fortschritte in der sprachlich korrekten Übersetzung von Texten und in der KI-gestützten maschinellen Textproduktion gemacht. Der Einsatz solcher Systeme hat daher das Potenzial, Lehrkräfte etwa bei der Konzipierung individueller sprachlicher Lerngelegenheiten für Schüler:innen zu unterstützen. 

Um Lehrkräfte auf eine kompetente Nutzung KI-basierter Systeme in der Schule bzw. im Fachunterricht vorzubereiten, sind entsprechende Professionalisierungskonzepte notwendig. Im Verbundprojekt werden daher zielgruppenspezifische Informations- und Qualifikationsangebote entwickelt, die neben der Vermittlung von Wissen bzgl. Chancen und Potenzialen von KI-basierten Systemen auch Befürchtungen und Vorbehalte sowie konkrete, sachliche Grenzen und Probleme der Nutzung von KI im schulischen Kontext adressieren. 

Das Verbundprojekt beleuchtet dabei konkret die Möglichkeiten individuellen Feedbacks für Schüler:innen durch NLP sowie die Einsatzmöglichkeiten intelligenter tutorieller Systeme und sozialer Roboter. Dabei steht auch die Reflexion ethischer, rechtlicher und sozialer Implikationen des Einsatzes KI-gestützter Systeme im Schulkontext im Mittelpunkt.

Anbindung an die Praxis , Transfer und Implementierung

Der Transfer der erarbeiteten Professionalisierungangebote für die Nutzung KI-basierter Systeme im sprachlichen Unterricht in die Lehrkräftebildung und damit auch die schulische Praxis ist ein zentrales Ziel des Projektverbundes. Die Konzepte werden dabei in enger Abstimmung mit den kooperierenden Landesinstituten in Berlin-Brandenburg, Hamburg, Niedersachsen sowie Schleswig-Holstein entwickelt. Zusätzlich soll eine Einbettung der entwickelten Konzepte in die universitäre Lehramtsausbildung erfolgen. In diesem Zusammenhang wird im Jahr 2025 eine Transfertagung zum Thema KI für die Hochschullehre in Lehramtsstudiengängen an der Universität Potsdam stattfinden.

Um eine Umsetzung der modular aufgebauten Professionalisierungsangebote über die beteiligten Bundesländer hinaus zu ermöglichen, werden die erarbeiteten Konzepte in Form von Open Educational Resources (OER) zur Verfügung gestellt. Der nachhaltige Transfer in die Praxis wird außerdem durch die Zukunft Digitale Bildung gGmbH, das Forum Bildung Digitalisierung sowie den KI-Campus als Transferpartner unterstützt.

DigiProMIN

Ziele von DigiProMIN sind die forschungsbasierte Entwicklung von Professionalisierungsbausteinen für die Gestaltung digital gestützten MINT-Unterrichts, die Identifikation effektiver Möglichkeiten des Einsatzes digitaler Medien in der Fort- und Weiterbildung sowie die Gestaltung und Umsetzung einer Transferstrategie auf verschiedenen Ebenen. 

Die im Verbund entwickelten Professionalisierungsbausteine berücksichtigen Digitalität in unterschiedlicher Weise. Erstens werden Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen konzipiert, mit deren Hilfe Lehrkräfte der Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften für das Unterrichten mit digitalen Medien (weiter-)qualifiziert werden sollen („Lehrkräfte für digitale Medien professionalisieren“). Diese sind einerseits spezifisch für die genannten Unterrichtsfächer entwickelt, andererseits betreffen sie auch fächerübergreifende Lehr-Lern-Ansätze, z. B. für den Sachunterricht. Die Professionalisierungsbausteine sind auf konkrete digitale Unterrichtsmaterialien und Werkzeuge bezogen und sollen Lehrkräfte befähigen, einen verstehensorientierten, kognitiv aktivierenden und adaptiven Unterricht mit digitalen Medien durchzuführen. Im Vordergrund steht dabei die Entwicklung eines kohärenten Unterrichtsangebots und weniger die Nutzung einzelner digitaler Werkzeuge. 

Zweitens wird untersucht, wie digitale Medien für die Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften sinnvoll eingesetzt werden können, indem digital gestützte Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen – unter Verwendung von Virtual Reality, Simulationen und Online-Plattformen – entwickelt und implementiert werden („Lehrkräfte mit digitalen Medien professionalisieren“). 

Anbindung an die Praxis, Transfer und Implementierung

Die Professionalisierungsbausteine werden in Abstimmung mit den Fachverantwortlichen der Landesinstitute entwickelt. Sie sind Gegenstand der multidimensionalen Transfer- und Implementierungsstrategie des Verbundes.

  • Die materiale Transfer- und Implementierungsstrategie besteht darin, die im Projekt erzielten Ergebnisse (Professionalisierungsbausteine, digital gestützte Unterrichtsmaterialien sowie Konzepte für digital gestützte Fort- und Weiterbildungen) als Open Educational Resources (OER) aufzubereiten und überregional digital verfügbar zu machen. Hierzu werden existierende Plattformen wie LERNEN.Cloud und Clearing House Unterricht vernetzt und ausgebaut. 
  • Die personale Transfer- und Implementierungsstrategie bezieht sich zum einen auf die Einbindung der im Projekt entwickelten Bausteine in strukturierte fachspezifische oder MINT-umfassende Fort- und Weiterbildungsprogramme der am Verbund beteiligten Länder sowie in ko-konstruktiv ausgestaltete Netzwerke (als professionelle Lerngemeinschaften von Lehrkräften). Hierbei orientiert sich der Verbund an den Aktivitäten des Deutschen Zentrums für Lehrerbildung Mathematik (DZLM) als mögliche Blaupause für ein lernen:digital Kompetenzzentrum MINT. 
  • Schließlich wird eine systemische Transfer- und Implementierungsstrategie umgesetzt, indem die phasenübergreifende Zusammenarbeit u. a. im Rahmen der Qualifizierung von Multiplikator:innen sowie die überregionale Kooperation unterstützt wird. Die systemische Strategie beinhaltet zusätzlich eine Bereitstellung steuerungsrelevanten Wissens, indem Instrumente für die Erfassung digitalisierungsbezogener Kompetenzen von Lehrkräften entwickelt und empirisch validiert werden.

Die systemische Strategie wird exemplarisch in drei Bundesländern in Kooperation mit den jeweiligen Landesinstituten und Qualitätseinrichtungen erprobt. Dies sind Bayern mit der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung (ALP) und dem Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), Brandenburg mit dem Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) und dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS, Referat 45) sowie Schleswig-Holstein mit dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen (IQSH).

Department Erziehungswissenschaften der Universität Potsdam

Das Department Erziehungswissenschaft ist eine Einrichtung des Strukturbereichs Bildungswissenschaften der Humanwissenschaftlichen Fakultät der 1992 gegründeten Universität Potsdam. Die Ausrichtung des Departments ist empirisch-quantitativ mit einem Schwerpunkt auf den schulischen Bildungsbereich. Die auf individuelle, institutionelle und systemische Merkmale ausgerichtete Forschung des Departments fokussiert auf zentrale Herausforderungen im Bildungskontext. Hierzu zählen die Bedeutung von Bildungsungleichheiten und der adaptive Umgang damit im Bildungskontext, die Professionalisierung des pädagogischen Personals oder die Entwicklung innovativer und wirkungsvoller digital gestützter Lehr-Lernszenarien. Das Profil des Departments ist – dem Motto der Leibniz-Gemeinschaft theoria cum praxi entsprechend – durch eine nutzeninspirierte Grundorientierung gekennzeichnet, in der wissenschaftliche Erkenntnis und gesellschaftlicher Nutzen eng miteinander verknüpft sind. Entsprechend engagieren sich Mitglieder des Departments stark in der Gestaltung des Dialogs zwischen Wissenschaft, Bildungspraxis und Bildungspolitik. In der Lehre ist das Department für die bildungswissenschaftlichen Angebote in der Lehramtsausbildung zuständig. Darüber hinaus werden ein eigener Bachelorstudiengang sowie ab WS 2024 bzw. 2025 zwei Masterstudiengänge mit unterschiedlichen Schwerpunkten (Digitale Bildung, Bildungspsychologie und Bildungsforschung) angeboten.

Wichtige Arbeiten und Angebote:

  • Mehrere Professuren des Departments sind in diversen Projektverbünden und in der Transferstelle im durch das BMBF geförderten Kompetenzverbund lernen:digital aktiv. Die Projektleitung inklusive der Geschäftsstelle der Transferstelle sind am Department verortet.
  • Mehrere Professuren des Departments kooperieren mit Vertreterinnen und Vertretern der Leibniz-Institute im Rahmen der BMBF-Verbundprojekte „Schule macht stark“ und „Leistung macht Schule“.
  • Das Department ist durch eine Professur am Exzellenzcluster „Science of Intelligence“ beteiligt, welcher durch die drei Berliner Universitäten verantwortet wird.
  • Mehrere Professuren beteiligen sich als Lehrende an der IMPRS Research School LIFE, die durch das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin und drei internationale Universitäten getragen wird.
  • Das Department setzt sich auf regionaler und überregionaler Ebene für den Erkenntnistransfer und eine evidenzbasierte Politikberatung ein. Hierzu zählen Mitgliedschaften im wissenschaftlichen Beirat des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, in den Gremien des Instituts für Schulqualität der Länder Berlin und Brandenburg e.V., im wissenschaftlichen Beirat der Steuerungsgruppe „Feststellung der Leistungsfähigkeit des Bildungswesens im internationalen Vergleich“ mit und im Fachausschuss Bildung der UNESCO.

IWWB-PLUS

Das Projekt IWWB-PLUS trägt im Rahmen der INVITE-Förderlinie des BMBF zur Stärkung der Weiterbildungslandschaft in Deutschland bei. Kern des Vorhabens ist die Steigerung der Attraktivität und Nutzerfreundlichkeit der bewährten Weiterbildungsplattform InfoWebWeiterbildung (IWWB). Erreicht werden soll dies durch den Einsatz innovativer Technologien. Ziel ist die Entwicklung und Implementierung dialogischer Technologien (Chatbots) zur Optimierung der Benutzerführung sowie die Integration von Light Assessments zur Personalisierung von Suchergebnissen. Durch ein umfassendes, evidenzbasiertes Re-engineering des UX-Designs steht damit eine Optimierung des Nutzererlebnisses auf IWWB im Fokus.

PISA-LDW

Wie lernen Schüler*innen Probleme im digitalen Raum zu lösen? Wie kann das Lernen in digitalen Umgebungen beobachtet und eingeschätzt werden? Wie werden Kernkompetenzen des digitalen Lernens effektiv unterstützt? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, haben innovative Ansätze zur diagnostischen Nutzung von Verhaltensdaten aus digitalen Lern- und Assessment-Umgebungen ein hohes Potenzial. Das zentrale Ziel der vorauslaufenden Begleitforschung zur innovativen Domäne in PISA 2025 „Learning in the Digital World“ (LDW) ist die Entwicklung und empirische Erprobung solcher Ansätze.

Als innovative PISA-Domäne sollen zwei Kompetenzbereiche erfasst werden, die gerade in digitalen Lernkontexten von Bedeutung sind: Zum einen geht es um die Kompetenz, mit Hilfe digitaler Werkzeuge komplexe Systeme zu modellieren und algorithmische Probleme zu lösen. Dabei durchlaufen die Schüler*innen einen Prozess des selbstgesteuerten Lernens und „lernen“ dabei, wie sie die Problemstellungen lösen können. Zum anderen soll die Fähigkeit der Schüler*innen zur Selbstregulation dieses Lernprozesses erfasst werden. Damit ist gemeint, wie sie diesen Prozess in (meta-)kognitiver, behavioraler, motivationaler und affektiver Hinsicht überwachen, steuern und anpassen. Dafür sollen auch Verhaltensdaten aus der Bearbeitung der Aufgaben genutzt werden – diese werden gewonnen, indem den Schüler*innen am Computer in einer simulierten und interaktiven Lernumgebung komplexe Problemstellungen vorgestellt werden. Die Schüler*innen erarbeiten sich schrittweise Lösungen – unter Nutzung der in der Lernumgebung angebotenen Lernaufgaben, Lernmaterialien und Hilfen. Wie sie das bewerkstelligen und wie erfolgreich sie das tun, ist Gegenstand der Messung.
Beispielsweise sollen Schüler*innen in einer Lerneinheit durch Kombinieren von Befehlen, die als Blöcke zur Auswahl stehen, ein Programm erstellen, um damit eine Spielfigur zu steuern (s. Schildkröte in Abb. 1). Die Spielfigur soll etwa dazu gebracht werden, ein Objekt einzusammeln und sich dann zur Zielposition zu bewegen. Dabei können die Schüler*innen ihre programmierte Lösung immer wieder mithilfe einer Testmöglichkeit selbst überprüfen, unterstützendes Feedback erhalten und unter Nutzung von Lernmaterialien weiter verbessern.

Abb. 1. Screenshot einer Beispielaufgabe (Schildkröte dressieren) im Stil der LDW-Lerneinheiten

Screenshot einer Beispielaufgabe

Die aus den Verhaltensdaten gewonnenen Indikatoren zur Erfassung der Kompetenzbereiche sollen dahingehend überprüft werden, ob die von ihnen abgebildeten individuellen Unterschiede im Sinne der fraglichen Konstrukte interpretierbar sind (Konstruktvalidierung). Dazu wird etwa im Hinblick auf LDW-Problemlösekompetenz in Anlehnung an das Angebots-Nutzungs-Modells die Zusammenhangsstruktur zwischen Lernpotenzialen bzw. Lernaktivitäten einerseits und LDW-Problemlösekompetenz andererseits untersucht (nomologisches Netzwerk). Lernpotenziale beziehen u.a. schlussfolgerndes Denken, Vorkenntnisse, Selbstwirksamkeit und Lernmotivation ein, Lernaktivitäten die Aktivitäten in der LDW-Lerneinheit sowie vorausgehende Lerngelegenheiten im (außer)schulischen Bereich.

Im Rahmen des Forschungsprojektes werden somit (selbst-regulierte) Lernprozesse in digitalen Umgebungen empirisch zugänglich gemacht und der Einfluss von individuellen Voraussetzungen auf die Lern- und Problemlösungsprozesse als auch deren Wirkungen auf den Lernerfolg untersucht. Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse tragen zu einem besseren Verständnis von Lernprozessen und wie sie in digitalen Lernumgebungen diagnostiziert werden können bei. 

Projektziele

  • Entwicklung von Indikatoren zur Erfassung der LDW-Konstruktbereiche
  • Validierung der Testwertinterpretationen
  • Erforschung von Lernprozessen in interaktiven Lernumgebungen

LogDataAnalyzer

Der LogDataAnalyzer liest Informationen aus Dateien aus, die unstrukturierte Prozessdaten enthalten (Protokolldateien), und stellt diese tabellarisch dar. Diese Tabellen können anschließend mit beliebiger Tabellenkalkulations- oder Statistiksoftware weiter verarbeitet werden. Analysiert werden die Aufgaben des technologiebasierten Problemlösens der PIAAC-Studie („Programme for the International Assessment of Adult Competencies“), die unterschiedliche Handlungen und mehrere Bearbeitungsschritte erfordern. Es können einzelne Handlungen oder auch ganze Handlungssequenzen mit dem LogDataAnalyzer ausgewählt werden, soweit diesen definierte Aktionen oder Aktionssequenzen in den Protokolldateien entsprechen. Zur Extraktion werden dann gezielt solche Aktionen in den Protokolldateien gesucht, die für die jeweilige Fragestellung relevant sind.

Der LogDataAnalyzer wurde in Kooperation mit der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen (GESIS) erstellt und dient der Bearbeitung von Prozessdaten. Er ist ein Werkzeug (Tool), dessen Benutzung kein umfangreiches Training erfordert und das sehr einfach bedient werden kann.

Anwendungsfeld

Ein erstes Anwendungsfeld findet der LogDataAnalyzer im DFG-Projekt Prozessdaten zur Kompetenzmodellierung (ProKom), indem die Feldtestdaten der PIAAC-Studie analysiert werden. Hier werden die extrahierten Daten u.a. genutzt, um Zusammenhänge zwischen dem Resultat der Bearbeitung von Aufgaben zum technologiebasierten Problemlösen und Merkmalen des Bearbeitungsprozesses zu beschreiben. Als erklärungskräftige Prädiktoren haben sich bereits die für die Aufgabenbearbeitung aufgewendete Zeit (Goldhammer et al., in press), die Häufigkeit der Interaktion zwischen Testteilnehmenden und Testumgebung (Naumann, Goldhammer, Rölke & Stelter, in Begutachtung) und die Zeit, die für elementare Teilschritte der Aufgabenbearbeitung benötigt wird (Stelter, Goldhammer, Naumann & Rölke, in Druck), erwiesen.

PIAAC-LN

Kompetenztests sollen über allgemeine kognitive Fähigkeiten hinaus die Ergebnisse von typischerweise in Schule und Unterricht stattfindenden Lernprozessen abbilden. Ein Beispiel für diese sogenannten kontextualisierten Fähigkeiten ist das Leseverständnis. Tests zur Erfassung kognitiver Grundfähigkeiten dagegen sollten generalisierbare Fähigkeiten erfassen, die zeitlich stabil sind und nicht im schulischen Kontext erlernt werden. Hierzu zählt zum Beispiel schlussfolgerndes Denken.

PIAAC-LN: PIAAC-LN besteht aus drei verschiedenen Modulen mit den Schwerpunkten (1) Forschung zu Kompetenzerwerb und -nutzung, (2) Wissensvermittlung und (3) Vernetzung. Das Teilprojekt am DIPF stellt eines neben vier weiteren Teilprojekten dar, die dem ersten Modul zugeordnet sind. Das PIAAC-Leibniz-Netzwerk (PIAAC-LN) erforscht unter der Federführung von GESIS den Erwerb und die Nutzung von Kompetenzen. In Ergänzung zu den internationalen PIAAC-Daten wird die ebenfalls von GESIS geleitete und vom BMBF finanzierte PIAAC-Längsschnittstudie genutzt.

Methodisches Vorgehen

Zur Bearbeitung der Projektfragestellung werden die PIAAC-Kompetenzmessungen von  Literacy und Numeracy sowie Messungen allgemeiner kognitiver Fähigkeiten aus dem PIAAC-L Projekt herangenzogen. Zusätzlich führt das Teilprojekt am DIPF in PIAAC-L ergänzend einen computerbasierten Zahlenreihentest durch. Dieser stellt ein zentrales Maß für die Erfassung von kognitiver Grundfähigkeit dar und soll von ca. 800 Personen bearbeitet werden.

Zur Beantwortung der Forschungsfrage, ob Kompetenztests über allgemeine kognitive Fähigkeiten hinaus auch das Ergebnis von Bildungsprozessen abbilden, soll untersucht werden,

(1) ob sich Maße zur Erfassung von Kompetenz und kognitiver Grundfähigkeit (dimensionsanalytisch) abgrenzen lassen. Beispielsweise wird untersucht, ob der Erfolg in Aufgaben zur Erfassung von Kompetenz und kognitiver Grundfähigkeit von einer gemeinsame Fähigkeit oder unterschiedlichen Fähigkeiten abhängt.

(2) inwiefern der Zusammenhang zwischen Bearbeitungsprozessen, wie beispielsweise der Bearbeitungszeit, und Bearbeitungserfolg in Aufgaben zur Erfassung kognitiver Grundfähigkeiten und Aufgaben zur Erfassung von Kompetenz vergleichbar ist.

(3) ob der Zusammenhang von Maßen zur Erfassung kognitiver Grundfähigkeit und Maßen zur Erfassung von Kompetenz mit Hintergrundvariablen, wie zum Beispiel Alter, Dauer und Art von Schul- und Ausbildung, vergleichbar ist.