„Bildung in Zeiten von Transformation und beruflichem Wandel"
Das Bildungspolitische Forum 2025 findet am 01. Oktober 2025 in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen, Hiroshimastraße 12-16, Berlin als Präsenzveranstaltung statt. Ausgewählte Programmteile werden in einem Livestream übertragen.
Inhaltlich widmet sich das diesjährige Forum einem der drängendsten Themen unserer Zeit: der Transformation des Arbeitsmarkts im Kontext von Dekarbonisierung, Digitalisierung und demographischem Wandel. Diese drei tiefgreifenden Veränderungen beeinflussen nicht nur unsere Wirtschaft und Gesellschaft, sondern auch die Art und Weise, wie Bildung gestaltet und erlebt wird.
Das Forum zielt darauf ab, das Zusammenspiel und die Wechselwirkungen zwischen Bildung und diesen Transformationsprozessen zu beleuchten. Dabei werden verschiedene Bildungsetappen betrachtet – von der frühen Bildung über die Schule und den Übergang in die Berufsausbildung bis hin zur Hochschulbildung und Weiterbildung.
Im Mittelpunkt der Diskussionen steht die zentrale Frage: Welche Fähigkeiten benötigt der Arbeitsmarkt der Zukunft? Gemeinsam mit Expert*innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sollen Antworten gefunden und Wege aufgezeigt werden, wie Bildungssysteme zukunftsfähig gestaltet werden können.
Moderation: Dr. Jan-Martin Wiarda
Die Anmeldung zur Veranstaltung wird ab 30. Juni 2025 auf dieser Seite verfügbar sein.
Inhaltlich verantwortliche Mitglieder des Leibniz-Forschungsnetzwerks Bildungspotenziale (LERN):
IAB | Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V.
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e. V.
Einführung in das Thema
Bildung als Befähigung zu stetigem Wandel
Prof. Dr. Ludger Wößmann
Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik | Ludwig-Maximilians-Universität München
Ständige Transformationsprozesse führen in der Wirtschaft zu Strukturwandel und damit auch zu stetigem beruflichem Wandel und Veränderungen in den beruflichen Tätigkeitsprofilen. Dadurch kann es zu einem Mismatch kommen zwischen den Qualifikationsprofilen der Arbeitnehmende und denjenigen, die die Unternehmen in ihren aktuellen Arbeitsprozessen benötigen. Um zu verhindern, dass die Veränderungen für viele Menschen den Verlust der Betätigungsmöglichkeit am Arbeitsmarkt, Armut und soziale Ungleichheit bedeuten, müssen die Menschen in die Lage versetzt werden, von den Chancen des andauernden wirtschaftlichen Strukturwandels zu profitieren. Wie kann das Bildungssystem auf diese Transformationen reagieren? Und wie kann es agieren, um die weitere zukünftige Entwicklung aktiv zu gestalten? Klar ist: Das Bildungssystem muss die Menschen auf eine sich wandelnde Zukunft vorbereiten. Aufgrund der Unsicherheit zukünftiger Entwicklungen besteht eine zentrale Herausforderung darin, den Menschen die Fähigkeit zur Veränderung zu vermitteln – sowohl Anpassungs- als auch Gestaltungsfähigkeit. Dabei geht es darum, das „Lernen zu lernen“, wofür grundlegende Basiskompetenzen unerlässlich sind. Der Kerngedanke von Anpassungsfähigkeit und Flexibilität hat wesentliche Auswirkungen auf allen Ebenen, vom Individuum über die Bildungseinrichtungen und Firmen bis zum Bildungssystem und seiner politischen Steuerung. Nicht zuletzt geht es um eine zielführende Governancestruktur, in der die Politik klare Vorgaben setzt, in der die Bildungseinrichtungen Freiheiten für die notwendigen Umsetzungsprozesse haben, und in der alle Ebenen Verantwortung für ihre Aufgaben übernehmen.
Keynote
FORUM II
Schule: Sicherung der unverzichtbaren Kompetenzen im allgemeinbildenden Schulsystem
Leitung: Olaf Köller
Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN)
Schulische Kompetenzen stellen die Grundlage für eine erfolgreiche berufliche Ausbildung dar. Sie vermitteln nicht nur fachliches Wissen, sondern auch wichtige Fähigkeiten, die für das Bestehen in der Arbeitswelt unerlässlich sind. Basale Kompetenzen in den Bereichen Bildungssprache, Naturwissenschaften und Mathematik sind essenzielle Voraussetzungen für nahezu jede berufliche Tätigkeit, da sie die Basis für die Kommunikation, Informationsverarbeitung und Problemlösung bilden.
Darüber hinaus spielen übergreifende Kompetenzen wie kritisches Denken, Teamarbeit und Zeitmanagement eine zentrale Rolle. Diese Fähigkeiten unterstützen Auszubildende dabei, sich in dynamischen Arbeitsumfeldern zurechtzufinden und auf neue Herausforderungen flexibel zu reagieren. Besonders in einer zunehmend digitalisierten Welt wird die Fähigkeit, digitale Werkzeuge zu nutzen und zu verstehen, immer wichtiger.
Auch soziale Kompetenzen, die häufig im schulischen Kontext durch Gruppenarbeiten und Projekte erlernt werden, sind für die berufliche Ausbildung von großer Bedeutung. Sie fördern die Zusammenarbeit und die Anpassungsfähigkeit in Teams. Ohne diese Schlüsselkompetenzen fällt es Auszubildenden schwer, die Anforderungen moderner Arbeitsplätze zu erfüllen.
Entsprechend diesen Anforderungen an die Ziele schulischer Bildungsprozesse in der Sekundarstufe I hat die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der KMK ein Gutachten Anfang des Jahres 2025 vorgestellt, in dem die für die berufliche Ausbildung unverzichtbaren basalen und funktionalen Kompetenzen beschrieben werden. Vertreter:innen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft diskutieren das Gutachten bzw. die Anforderungen, die sich in der Sekundarstufe I des allgemeinbildenden Schulsystem ergeben.
FORUM II
Weiterbildung inklusiv, digital und zukunftsorientiert gestalten
Leitung: Prof. Dr. Martin Ehlert
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Professor an der Freien Universität Berlin
Die Transformation des Arbeitsmarktes durch Dekarbonisierung, Digitalisierung und demografischen Wandel bedeutet für viele Beschäftigte, dass sie neue Kompetenzen erwerben müssen. Weiterbildung ist ein zentrales Instrument, um Beschäftigte auf die veränderten Anforderungen vorzubereiten und Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels zukunftsfähig aufzustellen. Doch gerade jene Beschäftigtengruppen, die von diesen Veränderungen besonders betroffen sind – etwa Geringqualifizierte, ältere Menschen oder Beschäftigte in schrumpfenden Berufsfeldern –, nehmen bislang am seltensten an Weiterbildungsmaßnahmen teil. Darüber hinaus verändert sich Weiterbildung durch neue digitale Angebote. Dies schafft neue Möglichkeiten der Teilhabe aber auch neue Herausforderungen beim Zugang und der Gestaltung des Lernprozesses.
Das Panel beleuchtet diese Herausforderungen und diskutiert, wie betriebliches und politisches Handeln die Chancengleichheit und die Effektivität von Weiterbildung gezielt fördern können. Welche politischen Rahmenbedingungen sind förderlich, um Weiterbildung für alle Beschäftigten attraktiv und zugänglich zu machen? Welche betrieblichen Strukturen schaffen eine inklusive Lernkultur? Welche Ansätze und Formate sind wirksam, um bisher unterrepräsentierte Gruppen zu erreichen und zum lebenslangen Lernen zu motivieren? Welche Weiterbildungen sind besonders effektiv für Beschäftigte und Unternehmen im Strukturwandel? Erhöhen digitale Lernumgebungen die Chancengleichheit und Effektivität oder schaffen sie neue Ungleichheiten?
Expert:innen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft geben dazu praxisnahe Einblicke und Impulse. Im Panel wird diskutiert, wie durch inklusive Weiterbildungskonzepte sowohl die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gesichert als auch allen Beschäftigten ein fairer Zugang zu Lerngelegenheiten in der sich wandelnden Arbeits- und Weiterbildungswelt ermöglicht werden kann.
FORUM III
Ausbildung
Leitung: Prof. Dr. Silke Anger
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Forschungsbereichsleiterin und Professorin an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
gemeinsam mit
Dr. Bernhard Christoph
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
FORUM IV
Hochschule
Leitung: Prof. Dr. Kerstin Schneider
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Mitglied des erweiterten Vorstands und Bergische Universität Wuppertal
gemeinsam mit
Dr. Friederike Hertweck
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung
Der demografische Wandel verändert die deutsche Hochschullandschaft tiefgreifend. Zwar sinken die Studierendenzahlen insgesamt, gleichzeitig wächst jedoch die Heterogenität der Studierendenschaft hinsichtlich Bildungsbiografien, sozialer Hintergründe, internationaler Herkunft und individueller Lernbedarfe. Dadurch sehen sich Hochschulen mit neuen Herausforderungen konfrontiert: Sie müssen passgenaue, diversitätssensible und flexible Studienangebote entwickeln, die dieser zunehmenden Vielfalt gerecht werden. Zugleich verändern sich die Qualifikationsanforderungen auf dem Arbeitsmarkt durch die großen Transformationsprozesse rasant. Hochschulen müssen daher nicht nur fachliche und digitale Kompetenzen vermitteln, sondern auch auf lebenslanges Lernen vorbereiten. Dies betrifft sowohl klassische Studiengänge als auch neue interdisziplinäre Felder und verstärkt die Notwendigkeit, Studium, Lehre und Forschung in einem strukturell recht trägen System kontinuierlich weiterzuentwickeln. Dazu benötigen Hochschulen eine strategische und datenbasierte Steuerung, die sowohl demografische Trends als auch die digitale und ökologische Transformation berücksichtigt. Nur so können sie ihrer Rolle als zentrale Orte für akademische Bildung, Fachkräftesicherung und lebenslanges Lernen gerecht werden. Wie dies gelingen kann, diskutieren wir mit Wissenschaft, Politik und Hochschule in diesem Forum.