INSIDE liefert in zwei Projektphasen erstmalig umfassende und belastbare Informationen zur aktuellen Umsetzung von schulischer Inklusion in der Sekundarstufe I sowie zum Übergang von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in die Sekundarstufe II, in das berufliche Ausbildungssystem oder eine andere Lebenssituation. Mit Befragungen von verschiedenen, an Inklusion beteiligten Personengruppen wie Kinder und Jugendliche mit und ohne sonderpädagogische Förderbedarfe, Eltern, Lehrkräfte, Schulleitungen und Schulbegleitungen schafft INSIDE eine fundierte Datengrundlage. Diese kann einerseits zur Schaffung einer Grundlage für politische Zielsetzungen zur Förderung von Inklusion im Schulalltag und am Übergang in Ausbildung und Beruf beitragen, andererseits wird sie der wissenschaftlichen Gemeinschaft für weitere Forschungszwecke zur Verfügung gestellt.
PISA Plus
Es handelt sich bei PISA Plus um eine längsschnittliche Ergänzung zu PISA 2012, bei der Schüler*innen-Kompetenzen noch einmal nach einem Jahr erhoben wurden. Verwendet wurden dabei neben PISA-Aufgaben auch Aufgaben aus dem Kompetenz-Test zu den Bildungsstandards.
Mit der Studie sollten Erkenntnisse über relevante Einflussfaktoren der Kompetenzentwicklung von schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen gewonnen werden, sowie die Entwicklung und Validierung von Methoden zur Datenauswertung (Stichprobendesign, Skalierung von Leistungsdaten) vorangetrieben werden.
Folgenden inhaltlichen Fragen in Bezug auf die Schüler*innen wurde dabei vertieft nachgegangen:
- Welche differenziellen Kompetenz- bzw. Wissenszuwächse zeigen sich bei PISA-Tests und den Tests zur Überprüfung der Erreichung der Bildungsstandards innerhalb eines Schuljahres?
- Welche Wirkung haben Klassenwiederholungen auf die Entwicklung (mathematischer) Kompetenz?
- Welche Unterrichtsmerkmale wirken sich auf die Leistung und die motivationale Entwicklung der Lernenden aus?
- Gibt es reziproke Zusammenhänge zwischen Kompetenzmaßen, motivationalen Merkmalen und Interessen?
- Welche (differentiellen) Auswirkungen haben Merkmale des sozialen und zuwanderungsbezogenen Hintergrunds beim Kompetenzerwerb?
- Welche Effekte zeigen Faktoren der Schulebene (Schulkultur, Kooperation von Lehrkräften, soziale Komposition, Schulform) auf Unterrichtsgestaltung und Outcome bei der Schüler*innen-Kompetenz?
Niemanden zurücklassen
Die Zielsetzungen des Projekts “Lesen macht stark – Grundschule” sind
- das frühzeitige Erkennen der Kinder mit Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb
- die Ableitung individueller Förderung, basierend auf den diagnostischen Erkenntnissen
- die Dokumentation der Lernentwicklung für Elternarbeit und Förderplanarbeit mit Fachkräften
- die Prävention von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten
Hierzu entwickelt das MI gemeinsam mit dem IPN und dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein (IQSH) in Zusammenarbeit mit dem Cornelsen-Verlag ein zweigliedriges Arbeitsmaterial aus Heften jeweils für Schüler*innen und Lehrkräfte zur Diagnostik und Förderung von Lese- und Schreibkompetenz in der Grundschule. Die beteiligten Lehrkräfte werden in regelmäßigen regionalen Fortbildungsveranstaltungen auf die Durchführung der einzelnen Meilensteine vorbereitet, die daraus abgeleiteten Fördermaßnahmen werden thematisiert und Erfahrungen ausgetauscht.
Ab dem Schuljahr 2018/19 startete „Lesen macht stark“ in der ersten Klasse mit einem das Diagnosematerial ergänzenden Trainingskonzept. Das Mercator-Institut führt die wissenschaftliche Beratung bei der Materialentwicklung des Fördertrainings durch und begleitet die Einführung an den Schulen mit der Erforschung der Implementationsbedingungen. Es geht dabei der Frage nach, unter welchen Bedingungen die Lehrkräfte das Trainingsprogramm akzeptieren und ob sie das Material konzepttreu einsetzen.
EUROPA-Studie
Das Land Berlin hatte eine wissenschaftlichen Begleitung und Evaluation der Staatlichen Europa-Schule Berlin (SESB) in Auftrag gegeben. Im Rahmen der EUROPA-Studie wurden von 2014 bis 2017 sprachliche, fachliche und interkulturelle Kompetenzen der Schüler*innen mit konventionell unterrichteten Schüler*innen verglichen.
Darüber hinaus wurde die Umsetzung des SESB-Konzepts in Bezug auf die Zusammensetzung der Schülerschaft und den Einsatz der Lehrkräfte überprüft. Begleitend erfolgte eine Elternbefragung.
Ein besonderer Vorteil der EUROPA-Studie lag in der Erfassung der Kompetenzen in den nichtdeutschen Sprachen anhand von Tests aus den internationalen Schulleistungsstudien TIMSS, PIRLS und PISA. Dieses Vorgehen ermöglichte es, die Leistungen der SESB-Schülerschaft mit denen von Kindern und Jugendlichen aus den Ländern, in denen diese Sprachen die Verkehrssprache darstellen, zu vergleichen.
Mathematische Basiskompetenzen
Kinder, die bereits früh Defizite in Mathematik aufweisen, holen diese meist nicht mehr auf und haben langfristig erhebliche Probleme. Darüber, wie sich diese Fähigkeiten nach Kindergarten und Grundschule entwickeln, weiß man hingegen wenig. Erste Studien deuten darauf hin, dass manche auch in der weiterführenden Schule nach wie vor Defizite bei mathematischen Grundkompetenzen haben. Für den beruflichen Ausbildungssektor liegen derzeit nur vereinzelte Hinweise darauf vor, dass die mangelnde Beherrschung der Grundrechenarten in der Berufsgrundbildung und im Übergangssystem erhebliche Schwierigkeit bei der fachlichen Kompetenzentwicklung verursacht. Außerdem fehlt es an standardisierten Testverfahren für die weiterführende Schule, die über verschiedene Klassenstufen und Schulformen hinweg, insbesondere zwischen den leistungsschwächeren Schüler*innen, differenzieren kann.
Im Rahmen von zwei eng miteinander verzahnten Projekten wurde versucht diese Forschungslücken zu schließen.
ThinK
Was macht eine gute Lehrkraft aus? Diese Frage ist nicht nur Gegenstand der Forschung, sondern wird auch im gesellschaftlichen Diskurs immer wieder thematisiert. Bislang fehlt in der Lehrkräfteforschung eine klare theoretische Konzeptualisierung und ein daraus abgeleitetes Instrument, das pädagogisch-psychologisches Wissen umfassend in verschiedenen Bildungskontexten empirisch zugänglich macht.
Dies war der Ansatzpunkt des ThinK-Forschungsprogramms, das in drei Teilprojekten folgenden zentralen Fragestellungen nachging:
- Wie lässt sich pädagogisch-psychologisches Wissen konzeptualisieren?
- Wie lässt es sich reliabel, valide und ökonomisch in verschiedenen Bildungskontexten mit Hilfe digitaler Medien erfassen?
- Wie bedeutsam ist dieses Wissen für den Unterrichtserfolg?
- Wie unterscheiden sich einzelne Gruppen von Lehrkräften (z.B. Lehrkräfte verschiedener Bildungskontexte und Fächer)?
MBook
Das von der Arbeitsgruppe um Waltraud Schreiber entwickelte multimediale Schulbuch (mBook) ist ein interaktives, individualisierbares und konstruktionstransparentes Lern- und Arbeitsbuch für den Unterricht und wurde prototypisch für das Fach Geschichte konzipiert. Fachinhaltlich wie -didaktisch ist dieses browserbasierte Schulbuch eine Neuentwicklung für kompetenzorientiertes Unterrichten.
Das Potenzial des mBooks liegt vor allem darin, dass es nicht nur als Förder- sondern vor allem auch als Forschungsinstrument genutzt werden kann. In dem Projekt wurden die Potenziale des multimedialen Schulbuchs wissenschaftlich untersucht.
Das Forschungsprojekt untersuchte, ob und wie die unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Nutzungsdaten des multimedialen Schulbuchs zur Erklärung von Kompetenzentwicklung verwendet werden können.
MoMa
Mathematik gehört zu den Kernkompetenzen, die für den schulischen sowie beruflichen Erfolg eine wichtige Rolle spielen. Die Notwendigkeit einer solchen Förderung wird dadurch bestärkt, dass Schüler*innen gerade in der Adoleszenz in Mathematik starke Motivationseinbrüche erleben. Erste amerikanische Studien weisen darauf hin, dass es möglich ist, die Motivation und Leistung von Schüler*innen mit Hilfe einer einfachen, im Klassenkontext durchgeführten Intervention positiv zu beeinflussen.
Ziel des Projekts war es zu prüfen, wie gut die Motivation im Fach Mathematik bei schulpflichtigen Jugendlichen der 9. Jahrgangsstufe in Anlehnung an diese bewährten Interventionsansätze gefördert werden kann.
Erfassung der Unterrichtsqualität in Large-Scale-Studien
Wie Lehrkräfte ihren Unterricht gestalten, ist für die Lernentwicklung von Schulkindern und Jugendlichen von entscheidender Bedeutung. Vielfach konnten Aspekte des sogenannten Classroom Managements, der Schüler*innenorientierung oder des kognitiven Anregungsgehalts mit der Lernentwicklung in Mathematik oder Deutsch in Verbindung gebracht werden. Die Erfassung bzw. Messung solcher Qualitätsmerkmale stellt allerdings eine große Herausforderung dar.
Das Projekte setzte sich mit der Qualität von Beurteilungen der Schüler*innen auseinander. Hierbei wurden sowohl gängige Analysemodelle zur Auswertung geschachtelter Urteile überprüft als auch vielfach eingesetzte Fragebogeninstrumente (Items) systematisch aufbereitet.
Lerntypen
Hausaufgaben gehören zu den zentralen Bestandteilen des schulischen Unterrichts und werden mit der Absicht eingesetzt, die Leistung der Schüler*innen zu steigern. Allerdings existiert im Hinblick auf die Wirkung von Hausaufgaben-Vergabe und Hausaufgaben-Erledigung bis heute eine beachtliche Kluft zwischen der intendierten pädagogischen Bedeutung und deren empirischer Absicherung.
Das Projekt adressierte diese Lücke empirischer Forschungsbefunde und erforschte die Thematik in vier miteinander verwobenen Teilstudien, in denen längsschnittlich erfasste Daten von fast 2000 Teilnehmenden der Achten Klassenstufe mithilfe von komplexen Latenten-Profil-Modellen reanalysiert wurden.