Wie reagieren Humankapitalinvestitionen auf kostenverändernde Impulse durch die Studienfinanzierung? 1983 stellte Deutschland von einem System der bedarfsgeprüften Studienfinanzierung, das aus einer Kombination von Zuschuss und Darlehen bestand, auf ein reines Darlehenssystem um. Unter Ausnutzung dieses einzigartigen Settings zeigen wir, dass Humankapitalinvestitionen von Studierenden aus einkommensschwachen Haushalten hochgradig kostenempfindlich sind. Die Darlehen waren zinsfrei, und einkommensabhängige Rückzahlungspläne boten den Einzelnen eine effektive Absicherung gegen ungünstige Arbeitsmarktergebnisse.
Unsere Event-Study-Ergebnisse zeigen, dass die Reform trotz dieser günstigen Bedingungen die Immatrikulationsraten unter den förderberechtigten Studierenden deutlich reduzierte – viele wichen stattdessen auf eine Berufsausbildung aus. Der Rückgang der Einschreibungen war besonders stark in der Lehramtsausbildung, die auf eine Karriere im öffentlichen Dienst zugeschnitten war, und deutlich geringer in Fächern mit höheren Arbeitsmarkterträgen. Schließlich dokumentieren wir auch, dass die individuellen Reaktionen auf die Reform zu unbeabsichtigten Konsequenzen auf aggregierter Ebene führten: Der Hochschulzugang für einkommensschwache Studierende aller Leistungsniveaus wurde eingeschränkt, und das Gesamtangebot an Lehrkräften ging in einer Phase zurück, in der die Schülerzahlen anstiegen.